Gegessen
Auch im September war ich einmal mit Freundinnen frühstücken: Beim Kaas am Markt gibt es nur feine Sachen, daher ist auch das Frühstück toll. Sehr schade finde ich, dass man am Samstag dort nicht reservieren kann. Es geht jetzt bei diesen Spätsommertemperaturen eh, weil da gibt es im Freien einen Schanigarten, aber sonst schauts eher schlecht aus mit den freien Sitzplätzen. Aber nichtsdestotrotz war das weiche Ei perfekt, die Schnittlauchsemmel auch, der Striezel ebenso. Der Kaffee natürlich genau so.

In einer Freundesrunde waren wir nach einem Rundgang durchs MAK (Ausstellung Lobmeyr ist sehr sehenswert) beim Birner. Der Birner ist ein ganz typisches Wiener Wirtshaus mit dem erfreulichen Zusatz, dass es direkt an der Alten Donau liegt und man mit Glück auch einen Tisch direkt am Wasser ergattern kann. Man geht nicht hin, um gebeizten Bio-Saibling mit einem Salatbouquet zu essen, sondern da gibt es günstiges Wiener Essen, das schmeckt. Die Tische sind groß und man kann sich gut ausbreiten, die Getränke auch okay, die Atmosphäre ist nett rustikal und der Schmäh mit den Kellnern rennt. Insgesamt zum Immer-Wieder-Hingehen und das machen wir auch einmal im Sommer gern.

Mit meiner Kinofreundin erkunde ich nicht nur die Film-Landschaft, sondern auch die Kaffeehäuser rund um das jeweilige Kino. Dieses Mal waren wir im L'Amour du Pain. Wie immer hervorragender Café au lait und exzellente Gutsis. Bei mir war es die immer wieder gern gegessene Tarte au citron, bei meiner Freundin ein Plunderteilchen mit Apfel- und Zimtfüllung. Es war wieder einmal eine Freude.
Der beste Mann von allen und ich gehen immer wieder mal gern nur zu
zweit einen Abend weg. Beziehungsarbeit nennt man das wohl. Dieses Mal war
zwingend der alljährliche Praterbesuch im Spätsommer dran. Das heißt,
Stelze essen in der Luftburg, dann durch den Prater schlendern, mit der Wilden Maus
und dem Riesenrad fahren. Die Stelze war wie immer sehr gut und
natürlich irre fett − so, wie Stelze sein muss. In der Luftburg gibt es
nur Surstelzen. Das Schwartel war sowas von gut! Es
ist schon erstaunlich, mit welcher gleichbleibenden Qualität so etwas
gemacht wird. Wir gehen so gern dort hin, weil die gesamte Speise- und
Getränkekarte 100 % bio ist.
Ein Termin in der Landstraße erforderte anschließend zwingend einen Kaffee beim Joseph. Dort gibt es seit diesem Sommer einen Schanigarten und die großen Glasfronten am Haus können weggekkappt werden, sodass die vordersten Reihen nun auch quasi im Freien sind. Alles sehr erfreulich! Vor allem aber der wirklich gute Kaffee.
Ein Familienausflug führte mich auf den Cobenzl ins Rondell. Es war wirklich das beste Schnitzel, das ich seit langem gegessen habe. Dünnes Fleisch, aber nicht papierdünn, ebensolche Panier, trotzdem alles sehr saftig. Dazu ein Erdäpfelsalat, der genau so war, wie ich ihn gern mag: schön cremige Soße, dennoch definierte Erdäpfelstückerl. Hach! In Zukunft werden alle Schnitzeln an dem hier gemessen.
Leider ist die Akustik in dem Rondell eine Katastrophe. Es ist so laut, dass man das eigene Wort nicht versteht.
Noch einmal Kaffee: Dieses Mal war ich endlich selber im Meinklang und konnte nicht anders, als dort einen Kaffee trinken und etwas kleines Süßes dazu essen. Beides top! Das Espresso-Schälchen war herzallerliebst, allerdings ausgehaut. Nichtsdestotrotz war der Espresso unglaublich gut. Das Pasteis des Nata war auch ein Wahnsinn. Zwar ohne gewünschte dunkle Flecken auf der Oberseite, aber der Teig enorm knusprig, die Fülle perfekt in Süße und Aroma. Preis für beides war fünfeuroirgendwas, also echt zum Aushalten.
Ein letztes Mal in diesem Sommer war ich mit dem Turbohausmann beim
Tichy. Jetzt ist ein halbes Jahr Tichy-freie Zeit. Wir haben natürlich eine Lade im Tiefkühler voll mit Vanilleeis, Eismarillenknödel und Himbeereisknödel. Ich habe gelesen, man würde angeblich die Eismarillenknödel auch beim Meinl am Graben bekommen, was uns aus dem Gröbsten rausreißen würde, aber was weiß man − da gehen wir lieber auf Nummer sicher.
Noch so eine Gegend, die mich in den Ruin treiben würde, ist das Grätzl um das Theater in der Josefstadt. Ich hatte wieder einmal dort zu tun und das heißt fast zwangsläufig, dass ich bei
Jumi auf ein Raclettesemmerl reinfalle. Dieses Mal Raclette mit rosa Pfeffer und dazu Perlzwieberl. Herrschaftszeiten war das gut!
Noch einmal die Gegend ums Theater in der Josefstadt: Das Viola gehört ebenfalls zu den Pflichtbesuchen. Hier habe ich eine Neuinterpretation des Punschkrapferls gegessen. Schaut zwar ungefähr so aus wie eine klassische Punschschnitte, schmeckt aber nicht punschig, hat keine feste Glasur und hat ein sehr gutes Aroma.
Kaffee wie immer sehr gut und mit Liebe gemacht!
Gekauft
Jetzt war ich schon wieder beim Sussitz! Das ist aber auch ein Vergnügen, dort einzukaufen. Eigentlich hätte ich das georgische Gewürz Khmeli suneli gesucht und dachte, wenn ich schon in der Gegend bin, frag ich (haben sie nicht), aber es ist eine Freude, mit den Verkäufer:innen zu fachsimpeln. Die alkoholfreien Getränke sind sowieso immer super dort und günstiger als bei Wein & Co.
Der Pedacola-Sirup ist etwas, was hier immer wieder einziehen darf. Der Trick an diesem Sirup: Das Getränk damit muss wirklich sehr kalt sein. Also in unserem Fall kaltes Sprudelwasser aus dem Siphon und Eiswürfel. Und noch kalt trinken.
Ja, Karmelitermarkt ... Ich gestehe, ein bissi bin ich froh, dort nicht direkt zu wohnen, denn dieser Markt tät mich arm machen! Lauter so tolle Sachen! Vom Brot über wilde Heidelbeeren bis zu Blumen ist dort alles perfekt. Auch der Marktkaffee beim Kaas am Markt ist super. Und immer, wenn ich dort bin, kaufe ich mir das Kittseer Holzofenbrot vom Ströck Feierabend. Und zwar immer ein ganzes. Das sind riesige Trümmer, aber ich plane das so ein, dass wir an solchen Wochenenden etwas essen, wo sich Brot als Beilage gut macht, damit geht da schon was weiter.
Wieder gab es ein schönes Gemüsekistl von
Iris Wallner. Daraus wurde mit meiner eigenen letzten Gurke dieser
Melonen-Gurken-Bohnensalat, wie immer gut war mein
Letscho, das Ixta Befrage-
Kürbis-Salbei-Nudelgratin war super, aus dem Mangold habe ich Ottolenghis
Kichererbsen mit Tamarinde gezaubert, Karotten und Asia-Salate wurden einfach rührgebraten zu den Gyoza und Kara-age aus meiner letzten Buchbesprechung, mit dem Lauch habe ich
Gorgonzola-Spaghetti gemacht, außerdem ging sich mit den Paradeisern zum gefühlt millionsten Mal in diesem Sommer noch ein Tussi-Teller aus.
Hatten wir diese Schätze schon? Das sind Wachauer Laberl − das Original vom Erfinder, der Bäckerei Schmidl in der Wachau, erkennt man an dem S auf der Rückseite. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wachauer Laberl hat dieses Roggen-Weizen-Mischgebäck keinen Kümmel drinnen. Die Bezeichnung ist seit ein paar Jahren geschützt und man bekommt das Original Wachauer Laberl immer noch bei vielen Wiener Heurigen. Kaufen kann man das in Wien-Favoriten am Viktor Adler-Markt beim Radatz.

Einmal noch Meinklang: Ich war eigentlich dort, um einmal herumzuschauen. Der Hauptteil ist Lokal, der Laden hat wenig handverlesene Gemüse und Obst, wenig Käse und Milchprodukte, ebenso handverlesen das Fleisch. Wer es nicht weiß: Meinklang ist Österreichs größter Demeter-Hof, der teilweise in Ungarn liegt. Nachdem es auch der größte Biowein-Produzent ist, gibt es einen Weinkeller unter den Räumlichkeiten vom Lokal. Käse und Milchprodukte sind großteils von Kaslaben, was für sehr viel Qualität spricht. Auch das andere Brot und Gebäck schaut unglaublich gut aus. Qualität der Semmeln: top! Keine aufgeplusterten Riesentrümmer, sondern kompaktes Gebäck, wie es sein soll. Und die haben geduftet bitte!
Gekocht

Es gab tatsächlich noch Waldheidelbeeren Anfang September. Das ist selten und schreit nach Schwarzbeernocken. Wie immer mit einem Klecks Sauerrahm und einem Glas Milch serviert.
Einen der wenigen kühlen Tage im September habe ich genützt, um mit den schönen Fisolen, die es derzeit auf den Wiener Märkten gibt, ein
Fisolengulasch zu machen. Wie immer war es ein Vergnügen.
Was eine sehr große Freude des Herbstes ist: Zwetschkenfleck! Und Dank des Erdäfelgermteigs ist der Kuchen nicht nur am ersten Tag eine Freude, sondern geht insgesamt 2-3 Tage. Danach ist bei uns einfach nix mehr davon da, also kann ich nicht sagen, ob der noch länger essbar wäre. Aber definitiv besser haltbar als normaler Germteig.
Übrigens muss ich Abbitte leisten: Ich hab ja immer so laut geschrien, dass Pflaumen nix sind, ich will bitte nur Hauszwetschken. Mittlerweile gibt es aber Pflaumen-Züchtungen, die gut schmecken. Wenn man am Markt einkauft, dann kann man nach Nachfrage in der Regel eine Zwetschke/Pflaume kosten.
Und wenn mal gar keine Zeit ist, brauch ich trotzdem etwas zu essen! Eines der vielen Gerichte, die ich dann reglmäßig mache, sind meine
Gorgonzola-Lauch-Spaghetti. Der Lauch gibt diesem Gericht zusätzlich eine frische Note und wenn ich mich sehr bemühe, schaffe ich es ab und zu, das als gesundes Essen durchgehen zu lassen ...
Der September ist echt ein Monat, in dem man aus dem Vollen schöpfen kann. Die Märkte quellen über vor Köstlichkeiten und auch in der Natur finden sich viele Schätze. Dieses Mal habe ich bei einer morgendlichen Walkingrunde eine so schön tragende Hollerstaude entdeckt und mich einmal durchgepflückt. Okay, das Walken mit den Holundertrauben in der Hand geht dann zugegebenermaßen nicht mehr gut, aber das war es wert! Mit einer Hand voll Zwetschken, die noch vom Zwetschkenfleck übrig waren und eigentlich für Zwetschkenknödel gedacht waren, der nach einer Woche endlich reifen Birne aus meinem Gemüsekistel und einem kleinen Apferl wurde daraus ein köstliches
Hollerkoch.
Ein Tag, an dem das Essen schnell gehen musste, ist oft ein Salat-Tag. Ich hatte schon mein
Feigenblattöl gemacht, das schreit immer nach dem
Sexiest Salad von Jamie Oliver. Leider hab ich die Zutaten einfach im Supermarkt gekauft und es war ein Jammer: Feigen wunderschön, doch so trocken wie Stroh, Rohschinken ohne Aroma und geschmackbefreite Burrata. Bloß der Rucola war in Ordnung. Echt schade um den − wenn auch geringen − Arbeitsaufwand und das Geld, das ich dafür ausgegeben habe. Zum Glück passiert mir nicht oft so ein Reinfall!
Gesehen
Das Projekt Ballhausplatz ist ein Film von Helmut Langbein. Es ist eine Doku, die den von langer Hand geplanten Aufstieg von Sebastian Kurz zeigt. Obwohl man viel davon irgendwie schon kennt, war ich ziemlich erschüttert über das, was ich gesehen habe, weil es so unglaublich ist, wie schnell man Details vergisst, und die werden einem in diesem Film halt wieder vor Augen geführt. Von den Fahrten im Geilomobil über den Kauf von Medien bis zu den Schredderaktionen gegen Ende der Kurz-Ära wird Archivmaterial und Interviews Betroffener und Medienleuten gezeigt. Im Nachhinein dachte ich, dass eigentlich zu wenig Kurz-Freunde zu Wort gekommen sind, aber Tatsache ist, dass kurzfristig ein Kurz-Jubelfilm gemacht wurde und alle Interview-Anfragen von Kurz und seinen Leute für das Projekt Ballhausplatz abgelehnt worden waren. Nun ja ...
Ob man den Film sehen muss? Mir hat der sehr gut getan als Wiederauffrischung meines Gedächtnisses, weil "niemals vergessen" nehme ich mir zwar sehr oft vor, aber leider vergesse ich viel zu schnell unangenehme Dinge. Ich bin mit einer Freundin im Film gewesen und wir sind am Ende ziemlich sprachlos gewesen, weil uns alles sehr nahe gegangen ist.
Den Film spielt es seit 21.9. in vielen österreichischen Kinos.
Da isser, der Herbst. Und schön isser. Auf dem Foto oben waren der Turbohausmann und ich in der Libelle auf dem MQ, nachdem wir mit Schrecken festgestellt hatten, dass wir diesen Sommer kaum noch in Rooftop Bars gewesen sind. Dort oben ist es aber auch besonders schön! Ein Blick in den obigen Wiki-Link lohnt sich, weil da steht, mit wie viel Sorgfalt die Installation geplant worden ist. Und das merkt man dann halt schon, wenn man hingeht. Was ich sehr fein finde: Die Hälfte der Dachfläche ist konsumfreie Zone. Und wie man sieht, sind da auch genug Leute oben, die einfach nur den Sonnenuntergang und den schönen Blick auf Wien genießen möchten. Für müde Touristen-Beine gibt es die Möglichkeit, dass man sich an der Brüstung oder auf die Pflanzgefäße lümmelt. Viel bequemer ist es in der Bar auch nicht − außer man ist jung, dann sitzt man auch auf Hockern ohne Lehne gut. Aber gut, das ist eine andere Geschichte.
Wo war ich? Ja, Herbst. Schon Anfang September sind die ersten Newsletter eingetrudelt, die mir alle Pumpkin Spiced Latte anbieten wollen. Bitte behaltet euch den! Hier wird weiter eine Pumpkin Spice-freie Zone bleiben. Man kann über viel Kulinarisches reden im Herbst: Was die feinste Apfelsorte ist, ob Hauszwetschken besser sind als Pflaumen, wie man Kukuruz am besten zubereitet − aber bitte nicht über Pumpkin Spiced Latte. Der Herbst kann nämlich viel Erfreulicheres bieten.
Beim Durchschauen des Postings habe ich gesehen, dass ich dieses Monat
tatsächlich die Wiener Dreifaltigkeit des Herzinfarkts absolviert habe:
Schweinsbraten, Stelze, Wiener Schnitzel. Soll keiner sagen, ich tu nix
für meine Figur ... Gut, ich bin die meiste Zeit im Oktober eh in Ägypten,
da gibt es alle diese Sachen eh nicht und das Essen wird insgesamt
durchwachsen sein, also verzeihe ich mir ganz schnell mal.
Euch gehts allen hoffentlich gut? Bei mir ist alles im grünen Bereich. Der September war echt schön! Die Balkonien-Ernte ist eingebracht und die Herbstsaat gesät, ich hatte viele tolle Kulturerlebnisse und Freundeserlebnisse und auch nette familiäre − Letzteres ist keinesfalls immer so, daher fand ich es besonders schön. Alle rundumadum sind gesund, was wohl das Wichtigste ist. Ihr hoffentlich auch? Sagts was!
Zwickerbussi an alle! 🤗